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Die Geschichte der Rotenburger Werke

Nicht immer rosige Zeiten

Die Geschichte der Rotenburger Werke spiegelt exemplarisch die Entwicklung der Behindertenhilfe in Deutschland seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wider. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen. Bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts kommt es zu rasanten und teilweise sehr fortschrittlichen Entwicklungen in der Behindertenarbeit. Dann folgt der Schock der Nazi-Herrschaft, deren Bestrebungen zur "Vernichtung lebensunwerten Lebens" zum Mord an 200.000 Menschen mit Behinderung führen.
Allein 562 Frauen und Männer aus den Rotenburger Werken, die damals Rotenburger Anstalten hießen, werden Opfer dieser systematischen Tötungen.

In der Nachkriegszeit dauert es Jahrzehnte, bis die Rückschläge der NS-Diktatur auch im Denken über Menschen mit Behinderung überwunden sind. Seit den 60er und 70er Jahren entsteht eine Auffassung, die den Menschen über seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten definiert, nicht über seine Defizite. Ein Prozess, der in unserer Gesellschaft noch nicht in allen Bereichen zu einem gleichberechtigten und partnerschaftlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung geführt hat. Wir versuchen, den Weg zu diesen Zielen weiter zu ebnen.

Die Jahre im Überblick

1877
Der Unfall einer Frau mit Epilepsie führt im Kirchenkreis zu ersten Überlegungen, diesen Menschen Hilfe anzubieten.

1878
Die Statuten des in Rotenburg gegründeten Vereins zur Pflege Epileptischer werden beschlossen.

1880
Ankauf eines kleinen Hauses. Am 4. Juni 1880 wird das "Asyl für die Pflege Epileptischer" durch Superintendent Kottmeier als Gründer und erster Leiter der Einrichtung eingeweiht.

1897
150 Bewohnerinnen und Bewohner leben in der Einrichtung.

1905
Diakonissen des evangelisch-lutherischen Diakonissenmutterhauses Bethesda kommen aus Hamburg und übernehmen die Pflege der nunmehr 300 Bewohner*innen

1912
Einweihung der Gemeindekirche "Zum Guten Hirten".

1929
Übernahme des Kalandshofes, einer bisherigen Fürsorgeeinrichtung.

1930
50-Jahre-Feier. Umbenennung des bisherigen "Asyls für Epileptische und Idioten" in "Rotenburger Anstalten der Inneren Mission, Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische, Geistesschwache und -kranke".

1934 bis 1945
Sterilisation von 97 Bewohnerinnen und 238 Bewohnern im Krankenhaus des Diakonissen-Mutterhauses. Zwei junge Frauen sterben.

1940
Erste Nachrichten über gezielte staatliche Maßnahmen zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" verbreiten sich. Die Anstaltsleitung weigert sich, die dazu übersandten Patienten-Fragebögen zu bearbeiten und auszufüllen.

21.09.1940
Abtransport einer jüdischen Bewohnerin und zweier jüdischer Bewohner

24.04.1941
Eine Ärztekommission der "Aktion T4" trifft ein, "um der Anstalt die Arbeit mit den Fragebogen abzunehmen". Beginn der Deportation von Bewohner*innen im Rahmen des Euthanasie-Programms des Dritten Reiches. Bis heute sind 562 aus den Rotenburger Anstalten deportierte und ermordete Opfer des Programms namentlich bekannt.

Herbst 1941
Die Rotenburger Anstalten werden Reservelazarett; bis auf 240 mitarbeitende Bewohner*innen werden alle in andere Einrichtungen verlegt. Auf dem Kalandshof werden Häuser für ein Bremer Ausweichkrankenhaus errichtet.

1945
Das Bremer Ausweichkrankenhaus auf dem Kalandshof wird aufgelöst. Durch die Alliierten wird ein Interniertenhospital eingerichtet.

1949
Rückgabe requirierter Häuser. Einsetzende Rückverlegung eines Teils der evakuierten Bewohner*innen.

1960
Errichtung des Hofes Königskamp als Zentrum für die Landwirtschaft sowie eines Schwesternwohnheimes.

1966 bis 1970
Errichtung der Häuser Hannover und Bremen für Kinder und Jugendliche sowie des Hauses Niedersachsen mit einer Mehrzweckhalle, einer Schwimmhalle und Räumen für die Physiotherapie.

1972
Einrichtung der Fachschule für Heilerziehungspflege/Berufsfachschule für Heilerziehungshilfe.

1974
Einweihung des Wäscherei-Neubaus.

1976
Das Haus Göttingen für Erwachsene wird eingeweiht. Die letzten vom Diakoniekrankenhaus genutzten Häuser auf dem Kalandshof werden den Rotenburger Anstalten zurückgegeben.

1985
Neugestaltung des Lutherhauses zu einer Begegnungsstätte.
Einweihung des neuen Schulgebäudes der Lindenschule.

1993
Einweihung des Förderzentrums auf dem Kalandshof.

1994
Die Fachschule für Heilerziehungspflege/Berufsfachschule für Heilerziehungshilfe bezieht neue Unterrichtsräume im ehemaligen Predigerseminar. Entwicklung einer neuen Organisationsstruktur der Schule.

1995
Einrichtung des "Wohnheims an der WfB", Gründung einer Anerkannten Werkstatt für Behinderte (WfB).

17.4.1996
Die Mitgliederversammlung beschließt eine neue Satzung und einen neuen Namen: ROTENBURGER WERKE DER INNEREN MISSION e.V.

Mai 1996
Inbetriebnahme der neuen Küche.

28.05.1997
Das Kuratorium und der Lenkungsausschuß im Zielplanungsprozess beschließen die Unternehmensverfassung und das Leitbild.

1998 / 1999
Einweihung neuer Wohnhäuser des Wohnheimes an der WfB.

1999
Einführung und Zertifizierung eines Qualitätsmanagementsystems nach DIN EN 9002.

2005
Im Juni feiern die Rotenburger Werke ihr 125jähriges Jubiläum.

2009
Pünktlich zum Kirchentag im Mai präsentieren sich die Rotenburger Werke im neuen Corporate Design.

24.01.2011

Einweihung des Neubaus des Berufsbildungsbereiches der Rotenburger Werke an den Berufsbildenden Schulen Rotenburg

22.11.2011

Einweihung des Kinder- und Jugendhauses in Falkenburg, Landkreis Oldenburg

05.10.2012

Einweihung eines neuen Wohnhauses auf dem Hartmannshof

20.06.2014

Einweihung eines neuen Wohnhauses am Glummweg in Rotenburg

10.05.2015

Einweihung des Mitmach- und Erlebnisgartens am Hartmannshof gemeinsam mit dem NABU

09.08.2016

Einweihung eines neuen Wohnangebots und einer Tagesförderstätte in Visselhövede

11.11.2016

Einweihung eines neuen Wohnangebots und einer Tagesförderstätte in Harsefeld

April 2018

Aus dem eingetragenen Verein Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. wird die Rotenburger Werke der Inneren Mission gGmbH

April 2019

Die Wäscherei bezieht den Neubau im Rotenburger Gewerbegebiet Hohenesch